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Seit mittlerweile zwei Dekaden zählt Niklas Worgt zu den einflussreichsten Impulsgebern der europäischen Techno- und Electro-Szene. Mit Projekten wie Dapayk Solo, Dapayk & Padberg, Marek Bois sowie Remixen für unzählige namhafte Künstlerkollegen sucht sich der Berliner Musiker, Producer und Labelbetreiber immer neue kreative Ausdrucksmöglichkeiten abseits der ausgetretenen Wege. 2019 schlägt Worgt ein neues Kapitel in seinem Schaffen auf: Unter dem Pseudonym DAPAYK & VARS wandelt er auf einem Pfad irgendwo zwischen Deep House und Minimal Electro. Mit dem Debütalbum „Streets & Bridges“ veröffentlicht das Duo nun seinen ersten Release auf Ritter Butzke Records.

Zusammen mit dem ebenfalls in Berlin beheimateten Produzenten und DJ Timo Mitsch alias VARS präsentiert Niklas Worgt aka Dapayk eine noch unbekannte Soundfacette seines Könnens. Nachdem Mitsch in der jüngeren Vergangenheit bereits mit einigen viel beachteten Remixen von Dapayk-Tracks auf sich aufmerksam machte, war ursprünglich eine Zusammenarbeit mit dem neuesten Artist-Zuwachs in der renommierten Mo´s Ferry-Labelfamilie auf Worgts letztem Soloalbum „The Calling“ (2018) geplant – mit „Streets & Bridges“ bündeln beide nun erstmalig ihre Energien zu einem Longplayer. Gemeinsam begeben sich DAPAYK & VARS auf eine aufregende Reise durch unbekanntes Terrain. Aus zwei völlig verschiedenen musikalischen Lagern kommend, überbrücken sie stilistische Unterschiede und Gegensätze, finden aber mit ihrer experimentellen Herangehensweise auch Gemeinsamkeiten heraus und ebnen so den Weg zu einem abwechslungsreichen, bilderstarken und tanzbaren Kopfkino-Sound zwischen Club-Ekstase und Ambient-Atmosphäre.

„Ich fand Timos emotionale Listening-Stücke schon immer wunderschön“, erinnert sich Niklas Worgt an die Initialzündung zur Zusammenarbeit mit VARS. „Nachdem wir uns eine Zeit lang gegenseitig Demos geschickt hatten, begann sich ein sehr persönliches Verhältnis zu entwickeln. Wir haben uns mehrmals in der Woche getroffen, um uns unsere neuesten Ideen vorzuspielen und gemeinsam in neue Richtungen zu forschen. Der Albumtitel `Streets & Bridges` passt sehr gut zu unserer Arbeitsweise: Ich bin ein Ur-Techno-Kind der 90er; Timos Inspirationen kommen eher aus dem Rock-Bereich der Nuller-Jahre. Während meine Kompositionen sehr reduziert sind, bringt er eine gewisse Melodiösität ein. Wie auf zwei unterschiedlichen Straßen arbeiten wir aufeinander zu und treffen uns irgendwann in der Mitte“, wie DAPAYK & VARS bereits mit der ersten Vorabsingle „Fire“ demonstrieren: Einem treibenden Club-Tune, auf dem sich fließende Deep House-Elemente mit organischen Parts, ambienten Flächen, technoidem Programming und sehnsüchtigen Vocals verbinden. „Timos melancholische Vocals passen perfekt zu den Tracks“, so Worgt weiter. „Alles ist auf seine sonore Stimme hin zugeschnitten, die den Stücken automatisch einen gewissen 80s-Vibe verleiht. Außerdem mag ich seine erfrischende Denkweise irgendwo zwischen geerdetem Realismus und optimistischer Träumerei.“ 

Ein kreativer Austausch, bei dem alles möglich scheint, wie auch Timo Mitsch bestätigt. Getreu seines Künstlernamens VARS (der sich auf die mathematische Variablenfunktion und die gleichnamige Taste auf dem Taschenrechner bezieht) lässt man sich auf „Streets & Bridges“ buchstäblich treiben und probiert sich in verschiedene Richtungen aus. „Niklas und ich bauen mit der Platte Brücken“, ergänzt Timo. „Zwischen unseren unterschiedlichen Prägungen genauso, wie zwischen verschiedenen Genres. Dabei verbindet uns ein sehr ähnlich gelagertes Musikverständnis. Ich habe mit zehn Jahren Schlagzeug erlernt, wechselte mit sechzehn zur E-Gitarre und fing dann an, mich für elektronische Musik zu interessieren. Ich denke, man kann ganz deutlich meine Vorliebe für Moderat, aber auch die Editors oder die Arctic Monkeys heraushören.“ Als DAPAYK & VARS kombinieren Worgt und Mitsch den treibenden Open Air-Spirit des deutsche Deep House mit Elementen aus dem UK-Bass-Sound und Downbeat sowie Einflüssen aus Drum `N Bass und einem Schuss Dubstep. Wobei Timo Mitschs gefühlvolle Vocals sowohl als narratives, als auch als musikalisches Instrument benutzt werden, um den Tracks so eine ganz besondere emotionale Tiefe zu verleihen.

Eine emotionale Tiefe, die auch der Albumtitel „Streets & Bridges“ widerspiegelt, den das Duo als Metapher für seine Lebenserfahrung gewählt hat. Straßen und Brücken als Symbol für Millionen von Erfahrungen auf dem ganz persönlichen Pfad; für Knotenpunkte, Einbahnstraßen, Sackgassen und Hochgeschwindigkeitstrassen. Aber auch für das, was vielleicht hinter dem Horizont verborgen liegt. Für Ferne, für die Suche und dafür, vielleicht irgendwann einmal irgendwo anzukommen. Angefangen beim brennend-sehnsüchtigen Opener „Fire“, über den düsteren Endzeit-Track „Streets“, das poppig-treibende „Follow The Light“ bis hin zum bittersüßen Closing „Home“, das sich gegen Mitte zu einem bedrohlichen Noise-Crescendo steigert und den Hörer am Schluss mit melancholischen Pianotupfen diffus in die Nacht entlässt. „Man kehrt nach einer langen Reise schließlich wieder nach Hause zurück und merkt, dass man einfach nicht mehr hier hin passt“, erklärt Timo Mitsch. „Man war zu lange fort und hat sich entfremdet. Diese Entfremdung ist typisch für diese Zeit. Wir sind ständig auf der Suche und hetzen im Grunde von einem Ort zum anderen.“ Mit „Streets & Bridges“ liefern DAPAYK & VARS nun den atmosphärisch-treibenden Soundtrack zum Zeitgeist 2019.